Wie kann man das Thema Nachhaltigkeitsmanagement im Unternehmen angehen? Erste Projekte und Ideen sollten alle Dimensionen der Nachhaltigkeit berücksichtigen: Sozial, wirtschaftliche und ökologische Aspekte greifen ineinander.
Inhaltsverzeichnis
- Megatrend Nachhaltigkeit
- Chancen
- Herausforderungen
- Praktische Umsetzung
- Beispiele nachhaltiger Unternehmen
Megatrend Nachhaltigkeit
Als vor mehr als zwei Jahrzehnten das Bündnis 90 und die Grünen versuchten, umweltrelevante Themen auf die Bühne der großen Politik zu bringen, war das kaum mehr als eine politische Nische. Heute sind Globalisierung, Klimawandel und Ressourcenknappheit von gesellschaftlicher Relevanz.
Nachhaltigkeit ist zudem ein Megatrend, der sich immer tiefer im gesellschaftlichen Bewusstsein verwurzelt. Der zunehmenden Veränderung der Lebensstile werden zwangsläufig auch die Märkte folgen müssen, wollen sie nicht den Anschluss verlieren: Verantwortungsvolles Management, das nicht nur ökonomische, sondern auch ökologische und soziale Belange berücksichtigt, wird für die Unternehmen nicht nur eine Herausforderung sein, sondern zugleich auch Chancen bieten.
Die Chancen
Die größte Chance für Unternehmen liegt selbstverständlich darin, dass sich im Rahmen eines Umdenkens bei der Lebensgestaltung auch das Konsumverhalten der Verbraucher ändert. Von einem rein wirtschaftlichen Standpunkt aus betrachtet ergeben sich dadurch neue Zielgruppen und neue Absatzmärkte, woraus wieder ein Unternehmenswachstum entstehen kann. Damit sich beides gleichermaßen erfüllt, braucht es allerdings auch den nötigen Mut für Innovationen.
1. Gesellschaftlicher Trend Nachhaltigkeit
Die gute Nachricht, insbesondere für Klima und Umwelt, vorneweg: Tatsächlich wird Nachhaltigkeit in zunehmendem Maße als Qualitätsmerkmal und Kaufkriterium von den Konsumenten angenommen. Das liegt oft genug daran, dass sich der persönliche Nutzen – hauptsächlich in Form eines Vorteils für die eigene Gesundheit – und der Beitrag für Klima- und Umweltschutz im Alltag miteinander verbinden lassen. Trotz dieser durchweg erfreulichen Entwicklung lassen sich dennoch einige Problemfelder ausmachen.
Mangelnde Kompetenz in Sachen Nachhaltigkeit
Sie ist einer der Gründe dafür, dass nachhaltiger Konsum eben noch kein gesamtgesellschaftliches Phänomen ist. Vielfach wird Nachhaltigkeit als zu komplexes Thema empfunden oder es fehlen schlicht und ergreifend die finanziellen Mittel.
Eine Schlüsselrolle kommt sicher der Bildung zu, um die Thematik über die Schulen in die Familien und darüber hinaus zu tragen. Damit wird das Bewusstsein für die größeren Zusammenhänge und für die Bedeutung des eigenen Handelns gestärkt. Verantwortung für die Aufklärungsarbeit an den Verbrauchern tragen aber auch die Unternehmen. Das hätte den zusätzlichen Nutzen, das Vertrauen in Firmen und Produkte zu stärken.
Diskrepanz zwischen Bewusstsein und Handeln
Ebenfalls schwierig ist ein Verbraucherverhalten, bei dem das Bewusstsein für Nachhaltigkeit nicht konsequent in den Konsum einfließt. Das kann natürlich unterschiedliche Gründe haben, am häufigsten wird es eine Frage des Preises sein. Verstärkten Bemühungen um die Aufklärungsarbeit könnten auch hier für Abhilfe sorgen. Es liegt aber gleichzeitig in der Hand der Verbraucher selbst – die Prämisse vom verantwortungsbewussten Handeln haben die Unternehmen schließlich nicht exklusiv. Außerdem macht nachhaltiges Denken auch nur dann Sinn, wenn es in nachhaltiges Tun umgesetzt wird.
Das sind insgesamt natürlich erklärbare und vor allem behebbare Probleme. Diese ändern erfreulicherweise nichts daran, dass Nachhaltigkeit als Anforderungsprofil inzwischen durchaus einen festen Platz beim Thema Konsum innehat. Das zeigt selbst dann Wirkung, wenn diese Anforderungen von Verbraucherseite kein entsprechendes Kaufverhalten mit sich bringen. So scheinen zumindest immer mehr Unternehmen ihre Rolle hinsichtlich des nachhaltigen Konsums wahrzunehmen.
2. Unternehmenswachstum am Markt
Auch für Großanleger ist das Thema Nachhaltigkeit bei ihren Investitionen immer wichtiger. Das bezieht sich zum einen auf eine größere Bereitschaft von Versicherungen, Pensionskassen, Unternehmen oder Stiftungen, überhaupt Geld in nachhaltige Kapitalanlagen zu stecken. Zum anderen zeigt sich die Überzeugung bezüglich solcher Investments darin, dass die Geldgeber einen Ausstieg aus nachhaltigen Kapitalanlagen zu 80 Prozent ausschließen würden – Gründe hierfür sind enge Verknüpfungen mit dem Leitbild des Unternehmens, aber natürlich auch die Erkenntnis, in einen Zukunftsmarkt zu investieren. Dazu spielt auch die Nachfrage der Kunden eine nicht unerhebliche Rolle bei solchen Entscheidungen.
3. Antreiber für Wachstum und Innovation
Was letztlich das nachhaltige Wachstum eines Unternehmens antreibt, kann ganz unterschiedlich sein. Ein übergreifender Einflussfaktor ist aber in jedem Fall die Globalisierung, die sich selbst auf die Wertschöpfungsketten mittelständischer Unternehmen auswirken kann. Ein Antreiber für Innovation – und damit ist eben nicht nur Produktinnovation gemeint, sondern das gesamte Unternehmensmanagement inklusive Rohstoffbeschaffung, Logistik, Distribution etc. – ist daher die Notwendigkeit, verschiedenste Interessen im Sinne der Nachhaltigkeit unter einen Hut zu bringen.
Beispiel: Strategie
Der wahrscheinlich schwierigste Schritt ist die strategische Neuausrichtung, denn sie erfordert von Unternehmensseite eine Abkehr von alten Denkmustern. Wachstum lässt sich, jedenfalls langfristig betrachtet, eben nicht mehr allein unter dem Motto der Gewinnmaximierung erreichen. Gefordert sind ökonomische, ökologische und soziale Mehrwerte und zwar in allen Bereichen des Unternehmens. Verantwortlicher Umgang mit Ressourcen, faire Arbeitsbedingungen, transparente Produktion, gesellschaftliches Einbringen etc. müssen dazu im eigenen Unternehmen fest verankert werden.
Beispiel: Produktinnovation
Die „Belohnung“ der Bemühungen um nachhaltige Produkte ist nicht selten ein erhebliches Umsatzwachstum. Wer seinen Ressourcenverbrauch optimiert, mit geringeren CO2-Emissionen produziert und Umweltschäden durch die Produktentsorgung vermeidet, liefert (potenziellen) Kunden nämlich Kaufgründe für die eigenen Erzeugnisse.
Beispiel: Produktion und Logistik
Innerhalb der Produktionskette entsteht den Unternehmen ein Großteil der operativen Kosten. Optimierungsmaßnahmen zur Senkung dieser Kosten lassen sich wiederum mit Maßnahmen im Sinne nachhaltigen Wirtschaftens verbinden. Insbesondere in den Bereichen Energie, Wasser und Abwasser sowie Rohstoffe kann durch eine gesteigerte Effizienz eine Kostenreduktion erreicht werden. Gleichzeitig entspricht die daraus resultierende Ressourcenschonung natürlich dem Konzept der Nachhaltigkeit.
Die Herausforderungen
An dieser Stelle sollte deutlich sein, dass sich die Chancen und Herausforderungen nachhaltigen Wirtschaftens im Grunde genommen nicht ohne weiteres voneinander trennen lassen. Ebenso wenig lassen sich die drei wichtigsten Kernelemente von wirtschaftlicher Nachhaltigkeit separieren, da sie sich nun einmal zu einem größeren Ganzen zusammenfügen. Trotzdem stellen die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension ihre jeweils eigenen Anforderungen.
1. Ökologische Nachhaltigkeit
Nachhaltiges Wirtschaften muss immer die Wechselwirkungen zwischen Ökonomie und Umwelt berücksichtigen. Einerseits dient die Natur als Rohstofflieferant, andererseits hat unternehmerisches Handeln teils tiefgreifende Auswirkungen auf die Umwelt. Gleichzeitig bleibt eine Überbeanspruchung natürlicher Ressourcen nicht ohne Folgen für die Wirtschaft selbst, die sich in Anbetracht knapper werdender Rohstoffvorräte langfristig beispielsweise auf Preissteigerungen einstellen müssen. Ein deutlich effizienteres Ressourcenmanagement ist daher unerlässlich. Wirtschaftliches Handeln ist immer mit ökologisch-relevanten Folgen verbunden – siehe Treibhauseffekt.
Denn es geht einher mit der allgemeinen Umweltverträglichkeit, die bei jedem einzelnen der Wertschöpfungskette zum Tragen kommt. Dass in diesem Zusammenhang das Thema Klimawandel ein derart großes geworden ist, hat seine Berechtigung; es sollte aber nicht den Blick für die zahlreichen anderen Umweltprobleme verschließen, die durch nicht-nachhaltiges Wirtschaften entstehen. Neben dem Treibhauseffekt werden eben auch Böden und Gewässer belastet, der Verlust an Lebensraum durch die Flächenversiegelung fördert zudem den Rückgang der Biodiversität.
Das Problem an den ökologischen Wechselwirkungen ist eben deren Unvermeidbarkeit – umso wichtiger ist es daher, die Umweltbelastungen auf ein absolutes Minimum zu reduzieren.
2. Soziale Nachhaltigkeit
Wechselwirkungen bestehen auch hinsichtlich der sozialen Verantwortung von Unternehmen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass sie nun einmal in verschiedener Hinsicht von Menschen abhängig und daher zwangsläufig gesellschaftlich eingebettet sind. Entsprechend erstreckt sich die Verantwortung auch in verschiedene Richtungen.
Die gesamtgesellschaftliche Verantwortung wird wirtschaftsstrategisch häufig unter dem Begriff der „Corporate Social Responsibility“ zusammengefasst, was jedoch keineswegs eine Beschränkung auf die soziale Komponente meint. Sie ist ohne Frage ein nicht zu vernachlässigender Aspekt der CSR, umfasst aber eben auch die ökonomische und ökologische Dimension und deren Wirkung auf die Gesellschaft.
Im Kern geht also darum, wie nachhaltiges Wirtschaften die gesellschaftliche Akzeptanz eines Unternehmens sichern kann. Nichtsdestotrotz spielen soziale Faktoren natürlich eine immens wichtige Rolle, wenn es um die Legitimation des unternehmerischen Handelns geht. Zu den von Verbrauchern und Investoren berücksichtigten Aspekten zählen zum Beispiel:
- Gleichberechtigung, d. h. unter anderem Förderung von Frauen, ethnischen Minderheiten, ausländischen, älteren und behinderten Mitarbeitern;
- Eintreten gegen Kinderarbeit,
- ausreichende Berücksichtigung von Arbeitsbedingungen und Arbeitsplatzsicherheit, also auch von Gesundheits- und Sicherheitsrisiken,
- das Sozialmanagementsystem als Ganzes, also Gesetzestreue, Betriebsklima, Führungsstil, Gehaltsstruktur und Sozialleistungen sowie die Sozialstandards der Lieferanten,
- Möglichkeiten der Aus- und Weiterbildung,
- das soziale Leitbild des Unternehmens etc.
Damit ist auch gleich schon eine sehr konkrete Anforderung an die soziale Nachhaltigkeit impliziert, nämlich die Sicherung sozialer „Ressourcen“. Die ergibt sich aus der Forderung nach einem verantwortungsvollen Umgang mit den Mitarbeitern, erstreckt sich aber deutlich über das Arbeitsumfeld hinaus. Als wichtiger Bestandteil der Gesellschaft kommt den Unternehmen nämlich auch eine ebenso wichtige Rolle bei deren Erhalt zu.
Das bedeutet beispielsweise, dass die Integration zukünftiger Arbeitskräfte nicht mehr nur allein den Familien und dem Bildungssystem obliegt. Wenn demografisch bedingte quantitative und qualitative Defizite erfolgreich ausgeglichen werden sollen, braucht es die Zusammenarbeit von Unternehmen, Staat und anderen Bildungsinstitutionen.
3. Ökonomische Nachhaltigkeit
Hierunter fällt keinesfalls nur die, von unternehmerischer Seite verständliche, Suche nach Wegen zum langfristigen wirtschaftlichen Erfolg. Es wäre auch falsch, den Unternehmen diesen Aspekt nicht zuzugestehen, denn nur erfolgreiches Wirtschaften sicher letztlich Arbeitsplätze und somit Lebensqualität.
Die Aufgabe sollte sich im Rahmen der ökonomischen Nachhaltigkeit aber auch nicht darauf beschränken, die Mitarbeiter mit den nötigen finanziellen Mitteln für deren Überleben auszustatten. Letzteres ist für sich genommen im Höchstfall ein Teilaspekt von dem, was unter Lebensqualität verstanden werden kann. Die Erhaltung immaterieller Lebensgrundlagen – und darunter fällt zum Beispiel in erster Linie die Gesundheit, körperlich wie psychisch – gehört ebenso zum Aufgabenbereich der Unternehmen. Der langfristige Unternehmenserfolg ist zwar auch ein Ziel nachhaltigen Managements – allerdings ist die ökonomische Dimension von Nachhaltigkeit wesentlich weiter zu fassen.
Darüber hinaus muss es natürlich nicht nur für seine Mitarbeiter, sondern auch für sich selber sorgen. Das Wohlergehen des Unternehmens wird dabei natürlich anhand der Gewinnerzielung bemessen – die ist aber im Sinne des nachhaltigen Handelns nur durch Investitionen zu erreichen. Das bezieht sich unter anderem auf den Einsatz neuer Technologien, die den Grad der verursachten Umweltbelastungen verringern sollen, genauso wie auf den Produktionsprozess als solchen und die Möglichkeiten, diesen effizienter zu gestalten. Perspektivisch sind diese Investitionen eine elementare Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg – durch Kosteneinsparungen und bessere Absatzmöglichkeiten.
Die praktische Umsetzung
Grau ist alle Theorie und das behält auch bei einem so grünen Thema wie Nachhaltigkeit nicht seine Gültigkeit. Im Gegenteil: Sie funktioniert erst dann wirklich, wenn den Überlegungen die entsprechenden Taten folgen. Wie das etwa in mittelständischen Unternehmen aussehen könnte, hat der Rat für Nachhaltige Entwicklung in seinem Leitfaden zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex herausgearbeitet.
1. Strategie
Ein so umfangreiches Thema wie Nachhaltigkeit bedeutet zwangsläufig eine ganze Reihe verschiedener Zielsetzungen und Maßnahmen. Im Idealfall schafft es ein Unternehmen, aus den unterschiedlichen Teilstrategien ein stimmiges Gesamtbild zu formen. Das ist prinzipiell auch möglich, denn – wie inzwischen deutlich geworden sein sollte – die einzelnen Nachhaltigkeitsaspekte hängen bisweilen sehr eng miteinander zusammen.
Trotzdem kann die Gewichtung je nach Unternehmen durchaus unterschiedlich ausfallen. Das heißt, nicht alle denkbaren Maßnahmen kommen in Frage. Wichtiger ist daher, von Anfang an die für die nachhaltige Entwicklung der Firma wesentlichen Punkte herauszuarbeiten. Das kann zum Beispiel die Mitarbeiter betreffen: Arbeitnehmerrechte, Chancengleichheit oder Qualifizierung sind langfristig relevante Themen. Langfristige Ziele sind wichtig für das nachhaltige Wirtschaften – aber sie sollten immer überprüfbar sein.
Die Aufgabe des Unternehmens muss dann beispielsweise darin bestehen, die Beschäftigungsfähigkeit einer älter werdenden Belegschaft weiterhin zu erhalten. Wenn die Anforderungen (Stichwort technologischer Fortschritt) an die fachlichen und sozialen Kompetenzen steigen, müssen die notwendigen Voraussetzungen für den Erwerb dieser Kompetenzen gewährleistet sein. Auf der anderen Seite verfügen gerade ältere Kollegen gegenüber den jüngeren über einen erheblichen Wissensvorsprung – was sich im Rahmen eines firmeninternen Wissenstransfers zum beiderseitigen Vorteil nutzen lässt.
Mit der Strategieentwicklung einher geht im Normalfall gleich die Festlegung der langfristigen Unternehmensziele. Die beschreiben zum einen die künftige Ausrichtung des Unternehmens und benennen zugleich die dazu gewünschten Maßnahmen. Zu unterscheiden sind quantitative, also eindeutig messbare Ziele (zum Beispiel eine Senkung des Energieverbrauchs um X Prozent), und qualitative Ziele (bessere Möglichkeiten für die Vereinbarung von Familie und Beruf etc.). Damit das Erreichen oder Verpassen der Zielsetzungen überprüft werden kann, sollte ein zeitlicher Rahmen abgesteckt werden.
2. Prozessmanagement
Nachhaltigkeit schlägt sich nicht nur in der technischen Seite der Produktion nieder, vielmehr betrifft sie alle firmeninternen Prozesse. Deshalb kann es notwendig sein, die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens durch klare Regelungen zu untermauern. Dabei spielt es jedoch eine wichtige Rolle, wie diese Regeln umgesetzt werden: Im Sinne der Nachhaltigkeit funktionieren solche Maßnahmen, die ja letztlich alle Beteiligten für die Thematik sensibilisieren sollen, nur dann, wenn sie
- mittel- bis langfristig als selbstverständlicher Bestandteil des unternehmerischen Handelns anerkannt werden;
- alle Beteiligten in die Umsetzung eingeschlossen werden – und diese auch wirklich vorleben.
Trotzdem kann es nicht schaden, die Entwicklung in Richtung nachhaltiges Unternehmen mit Kontrollmaßnahmen zu bemessen. In puncto Energie- und Ressourcenverbrauch können dazu beispielsweise klare Zielvorgaben als Orientierungsgrößen herangezogen werden. Gleichzeitig bieten Anreizsysteme für alle Mitglieder des Unternehmens als Hebel an, um die gewünschte langfristige Konsequenz beim Thema Nachhaltigkeit zu erreichen. Das muss natürlich nicht zwingend mit Umsatzzielen gekoppelt werden – denkbar und sinnvoller sind gerade für die Führungsetage Ziele hinsichtlich der Mitarbeiterzufriedenheit.
Anhaltende Verbesserungen können auch im Innovations- und Produktmanagement zum nachhaltigen Wirtschaften beitragen. Gemäß der Prämisse des Produkt-Lebenszyklus (der Lebensweg eines Produkts: vom Rohstoff bis zur Entsorgung) gibt es nämlich ausreichend Ansatzpunkte für Innovationen. Die wiederum gehen häufig auf gesellschaftliche Trends zurück, allerdings sollte auch die Innovationskraft der Mitarbeiter keineswegs gering geschätzt werden – sie verfügen über den Vorteil der Prozessnähe und müssen nur ausreichend und gleichberechtigt in die firmeninternen Kommunikationswege einbezogen werden.
3. Umwelt
Über die (möglichen) Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns müssen an dieser Stelle nicht mehr viele Worte verloren werden. Das Ressourcenmanagement, das sich um die Entnahme von Rohstoffen und die Folgen durch die erzeugten Produkte dreht, ist dementsprechend ein wichtiger Ansatzpunkt für Optimierungen. Daran schließt sich gewissermaßen nahtlos der Klimaschutz an.
Hinsichtlich des Ressourcenverbrauchs müssen übrigens nicht allein die Rohstoffe berücksichtigt werden, die im Rahmen der Produktion unmittelbar verarbeitet werden. Stellvertretend sei an dieser Stelle nur der Gebrauch von Trinkwasser innerhalb der Wertschöpfungskette genannt – was in vielen Bereichen beispielsweise problemlos durch Brauchwasser ersetzt werden könnte. Nur eine von vielen denkbaren Klimaschutzmaßnahmen: Die Umstellung auf erneuerbare Energien im Unternehmen.
Eng verbunden mit dem Ressourcenverbrauch sind mögliche Maßnahmen für den Klimaschutz. Als Standardbeispiel hierfür können wohl die Verbesserungen bei der Beleuchtung im Unternehmen angeführt werden. Damit können einerseits CO2-Emissionen vermindert und – jedenfalls solange die bundesweite Stromversorgung nicht vollständig auf regenerative Energien umgestellt ist – andererseits Rohstoffe eingespart werden. Ähnliches gilt im Übrigen für den Bereich der Mobilität, wo unter anderem durch eine optimale Vernetzung verschiedener Beförderungsarten ein Verzicht auf das Auto erleichtert werden kann.
4. Gesellschaft
Soziale Nachhaltigkeit lässt sich grob in zwei Felder trennen: die unternehmensinterne Verantwortung einerseits und die gesellschaftliche Verantwortung andererseits. Wie lassen sich die oben bereits beschriebenen Teilaspekte nun konkret ausfüllen?
Beispiel Arbeitnehmerrechte: Die sind in Deutschland gesetzlich geregelt und – sofern vorhanden – durch Tarifverträge festgelegt. Die Standards hierfür liefern Grundgesetz und Arbeitsrecht. Faire Bezahlung, Kündigungsschutz, transparente Disziplinar- und Entlassungsverfahren und Vereinbarungen bezüglich Arbeitszeit, Urlaub und Mutterschutz gehören somit grundsätzlich schon zum wirtschaftlichen Handeln. Innerhalb dieser gesetzlichen Vorgaben kann nur bedingt von sozialer Nachhaltigkeit gesprochen werden, allerdings haben die Unternehmen durchaus Möglichkeiten, die Arbeitnehmerrechte auszuweiten: Denkbar sind Betriebsräte, eine bessere Mitwirkung und Mitgestaltung für die Beschäftigten oder eine finanzielle Beteiligung am Unternehmenserfolg.
Die gesellschaftliche Verantwortung zeichnet sich durch mehr Beteiligung am Gemeinschaftswesen zeichnet aus, nach Möglichkeit über den Unternehmenszweck hinaus – wenn also nicht allein Arbeitsplätze und Produkte oder Leistungen angeboten werden, sondern wirkliche Hilfe innerhalb der Gemeinschaft, in der das Unternehmen eingebettet ist. Das kann beispielsweise in Form betrieblicher Freiwilligenprogramme geschehen, durch die sich Mitarbeiter bei verschiedenen Gelegenheiten ehrenamtlich engagieren können. Darüber hinaus sind das Sponsoring von Vereinen oder Veranstaltungen genauso gängige Praxis wie Kooperationen mit Bildungseinrichtungen.
Beispiele nachhaltiger Unternehmen
Wie Nachhaltigkeitsmanagement letzten Endes in der Praxis aussehen kann, sollen abschließend einige Beispiele aus unterschiedlichen Branchen aufzeigen.
Lebensmittelbranche: REWE
Der REWE-Konzern bemüht sich schon seit Jahren um nachhaltigeres Wirtschaften und war mit seinem Pilotprojekt in Berlin-Rudow Vorreiter in Sachen Energieersparnis und CO2-Neutralität in seinen Märkten. Hier liegen verständlicherweise auch viele der Ansatzpunkte für weitere Optimierungen, etwa durch die Nutzung von Abwärme zum Heizen oder stromsparende Kassensysteme.
Allerdings beschränkt sich nachhaltiges Handeln bei REWE längst nicht auf die Märkte: So stellt das Unternehmen Tankstellen für Elektroautos zur Verfügung, in Verwaltung und Märkten wurde vollständig auf Recyclingpapier umgestellt und der Energiebedarf wird nahezu komplett aus erneuerbaren Energieträgern bestritten.
Mode- und Textilbranche: ARMEDANGELS
Seit der Gründung im Jahr 2007 hat es das Kölner Modelabel zum bekanntesten Green Fashion Label in Deutschland geschafft. Ganz nach der Maxime „nachhaltiges Design statt billiger Massenware“ wird den Kunden genau das geboten: Alle Kollektionen bestehen aus nachhaltigen Materialien wie Bio-Wolle und Bio-Baumwolle, Bio-Leinen, dem aus Holzfasern gewonnene Lyocell und sogar recyceltem Plastik.
Der sozialen Verantwortung kommen die ARMEDANGELS durch ihren Einsatz für faire Arbeitsbedingungen und Bezahlung entlang der gesamten Wertschöpfungskette nach. Die Zusammenarbeit mit verschiedenen Organisationen wie dem Global Organic Textile Standard, der Fair Wear Foundation und nicht zuletzt Fairtrade gewährleistet dabei die Einhaltung der Nachhaltigkeitsversprechen.
Bauwesen: „wir-leben-haus“
Der Hausbau als solcher ist heutzutage ohnehin durch die Vorgaben der Energieeinsparverordnung in puncto Energieeffizienz schon stark reglementiert. Dass darüber hinaus auch in dieser Branche noch einiges mehr für die Nachhaltigkeit am Bau getan werden kann, zeigen viele Beispiele.
Denn die gelieferten Häuser erfüllen nicht nur die energetischen Kriterien eines Niedrigstenergiehauses. Berücksichtigt wird auch die Nachhaltigkeit der verwendeten Baumaterialien über deren gesamten Lebenszyklus hinweg. Da beispielsweise für das Haupttragwerk nur natürliche Baustoffe zum Einsatz kommen, wird besonders auf deren CO2-Wert geachtet. Die Haustechnik wiederum sieht nicht nur die gesetzlich geforderten Maßnahmen hinsichtlich der Energiegewinnung und Dämmung vor, sondern setzt unter anderem auch auf Trinkwassereinsparungen durch die Nutzung von Regenwasser für WC und Garten.