Randstad Arbeitsbarometer 2023: Auswirkungen der Krisen in Klima, Politik und Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt

aktualisiert am 20. Oktober 2023 8 Minuten zu lesen
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Inflation, steigende Energie- und Lebenshaltungskosten und Angst vor einer Rezession führen dazu, dass viele Arbeitnehmer ihre berufliche Situation kritisch hinterfragen. Das Randstad Arbeitsbarometer 2023 zeigt, wie sich Krisen und Unsicherheit auf den Arbeitsmarkt auswirken.

 

Sorgen um den Lebensstandard wachsen

Mitte Januar veröffentlichte die Randstad Personalberatung das aktuelle Arbeitsbarometer für das erste Halbjahr 2023. Das halbjährlich erscheinende Arbeitsbarometer fängt Trends ein und ermöglicht Prognosen über künftige Veränderungen auf dem nationalen und internationalen Arbeitsmarkt.

Das Arbeitsbarometer zeigt, welche gravierenden Auswirkungen die aktuellen Krisen in Klima, Politik und Wirtschaft auf den Arbeitsmarkt haben und wie Arbeitnehmer:innen auf die wachsende Unsicherheit reagieren. Der vorherrschende Trend ist den Befragungen zufolge die wachsende Sorge, den aktuellen Lebensstandard nicht mehr halten zu können. Auslöser dieser Unsicherheit sind die Ereignisse und Entwicklungen, die zu Inflation und stetig steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten führen. Viele der Befragten gaben an, nicht mehr darauf zu vertrauen, in ihrem aktuellen Arbeitsverhältnis auch langfristig ihre laufenden Kosten decken zu können.

Als Reaktion auf die wachsende Unsicherheit sind vor allem zwei Trends festzustellen:

18,4 % der Befragten gaben an, den Wechsel in ein besser bezahltes Arbeitsverhältnis anzustreben, um der Inflation entgegenzuwirken und ihren Lebensstandard und die Versorgung ihrer Familie aufrechterhalten zu können.

16,6 % der Studienteilnehmer erwägen einen Nebenjob als Ergänzung zu ihrem bestehenden Arbeitsverhältnis, um zusätzliches Einkommen zu generieren, oder haben diesen bereits aufgenommen.

 

Jobsicherheit und Karrieremöglichkeiten als Fragezeichen

Die Sorge, mit dem erwirtschafteten Einkommen die steigenden Lebenshaltungskosten nicht mehr decken zu können, ist nicht der einzige Unsicherheitsfaktor für Arbeitnehmer:innen. Ein großer Anteil der Befragten für das Randstad Arbeitsbarometer äußerte, aufgrund der aktuellen globalen wirtschaftlichen Ungewissheit, um die Sicherheit des Arbeitsplatzes zu fürchten (40,1 %). Besonders groß war dieser Anteil unter den jungen Beschäftigten im Alter von 18 bis 24 Jahren (46,8 %) und Arbeitnehmer:innen mit geringer beruflicher Qualifikation (45 %).

Wer nicht konkret um die Sicherheit seines Arbeitsplatzes fürchtet, sieht vielfach zumindest weiterführende Karriereoptionen durch die unsichere Weltlage eingeschränkt. 38,5 % der Studienteilnehmer:innen äußerten entsprechende Bedenken im Hinblick auf ihre berufliche Zukunft. Hans Christian Bauer, Director Legal & Social Affairs bei Randstad Deutschland, empfiehlt Unternehmen, mit größtmöglicher Sensibilität und Verständnis auf Arbeitnehmer:innen zuzugehen und sich als sicheren Partner für die wirtschaftliche Zukunft zu präsentieren: „Mitarbeitende brauchen derzeit nicht nur monetäre Unterstützung, sondern auch Feingefühl im Umgang mit ihren Sorgen und Ängsten“, erklärt er im Gespräch mit der Braunschweiger Zeitung. „In der Krise sind daher Führungskräfte und Personalabteilung besonders auch als Erklärer gefragt. Sie müssen einerseits Stabilität vermitteln und die Belegschaft in Entscheidungen einbinden. Andererseits müssen sie mehr als sonst ein offenes Ohr für die individuellen Belange ihrer Mitarbeitenden haben.“

Unternehmen kommt im Hinblick auf die Unsicherheit, der sich Arbeitnehmer:innen in der aktuellen Krisensituation ausgesetzt sehen, eine besondere Verantwortung zu. Als attraktiver Arbeitgeber präsentieren sich Unternehmen derzeit vor allem, wenn sie Vertrauen schaffen und ihren Mitarbeiter:innen Unterstützung anbieten, um den wachsenden Unsicherheiten zukunftsorientiert zu begegnen.

Ranstad Arbeitsbarometer 2023

Unterstützung durch Arbeitgeber auch jenseits einer Gehaltserhöhung

Die Möglichkeiten, mit denen Arbeitgeber:innen ihre Angestellten durch die Krise begleiten können, sind vielseitig. Nicht immer ist eine Gehaltserhöhung der beste Weg, um die Folgen der Inflation auszugleichen. Hans Christian Bauer erklärt: „Auch wenn sich die Arbeitgeber ihrerseits großen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenübersehen, können sie überprüfen, ob und wie sie die Arbeitnehmenden gezielt unterstützen können – neben einer Gehaltserhöhung oder der Inflationsausgleichsprämie geht dies auch durch andere Benefits wie Tankgutscheine, ein Jobticket oder Möglichkeiten zu Remote Work.“

Dass Einsparungen im Zusammenhang mit dem täglichen Weg zur Arbeit stärker in den Fokus gerückt sind, zeigen auch die Ergebnisse des Arbeitsbarometers. Fast ein Fünftel der Befragten (18,2 %) gab an, den Arbeitsalltag verstärkt ins Homeoffice zu verlegen, um Fahrtkosten zu sparen. Besonders lohnend ist dies für Pendler, die täglich einen Arbeitsweg von einer Stunde und mehr überbrücken müssen. Den verringerten Fahrtkosten stehen laut Umfrage Bedenken hinsichtlich gestiegener Energiekosten gegenüber. Knapp 14 % der Teilnehmenden argumentierten, den Anteil der Arbeitsstunden im Homeoffice verringert zu haben, um den gestiegenen Energiekosten Rechnung zu tragen und lieber die Ressourcen im Unternehmen zu nutzen.

Nicht jeder Tätigkeitsbereich eignet sich aber für eine Verlagerung an den heimischen Arbeitsplatz. Wenn Telearbeit nicht möglich ist, können Unternehmen ihre Mitarbeiter:innen auf andere Art unterstützen. Hier kommen vor allem Tankkarten, Tankgutscheine und eine Unterstützung für die öffentlichen Verkehrsmittel, wie das Jobticket, in Frage.

Die Unterstützung, die Arbeitnehmer:innen bislang von ihrem Unternehmen erhalten, fallen sehr unterschiedlich aus. Laut Arbeitsbarometer haben 53,9 %der Befragten bislang keine Zuwendungen erhalten, die über die Zuschüsse der Regierung hinausgehen. 9 % erhielten eine außerplanmäßige Gehaltserhöhung als Inflationsausgleich. Einen einmaligen Zuschuss zu den Lebenshaltungskosten erhielten 16,3 %. Ebenso viele genießen eine monatliche Sonderzahlung als Unterstützung im Hinblick auf die gestiegenen Lebenshaltungskosten. Bei 19,9 %der Befragten leisten Arbeitgeber:innen eine regelmäßige finanzielle Unterstützung für die gestiegenen Energiekosten.

 

Das Randstad Arbeitsbarometer im Fokus

Das Randstad Arbeitsbarometer ist eine halbjährliche Studie, die 2003 zum ersten Mal durchgeführt wurde. Für die Befragung werden inzwischen 34 Märkte auf der ganzen Welt mit Schwerpunkt auf Europa, Asien-Pazifik und Nord- und Südamerika analysiert. Durch die breite Ausrichtung sollen in der halbjährlichen Analyse des Arbeitsmarktes sowohl regionale als auch globale Trends sichtbar gemacht werden. Die Befragung erfolgt online und erfasst Arbeitnehmer:innen im Alter zwischen 18 und 64 Jahren, die mindestens 24 Stunden pro Woche einer bezahlten Arbeit im Angestelltenverhältnis nachgehen. Nicht berücksichtigt werden selbständig Tätige und Freiberufler. Um der Studie einen repräsentativen Charakter zu verleihen, werden in jedem Land mindestens 800 Teilnehmer:innen befragt. Die Ergebnisse der Interviews werden in Form von aktuellen Trends regional und global aufbereitet. Für das erste Randstad Arbeitsbarometer 2023 wurden rund 35.000 Arbeitnehmer:innen weltweit befragt.

Das vollständige Randstad Arbeitsbarometer steht hier zum Download zur Verfügung.

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