Zusammenfassung
Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (VLuL) sind Verpflichtungen eines Unternehmens gegenüber Lieferanten oder Dienstleistern für erhaltene, aber noch nicht bezahlte Waren oder Dienstleistungen. Sie entstehen typischerweise durch Einkäufe auf Ziel, bei denen die Zahlung zu einem späteren Zeitpunkt erfolgt. In der Bilanz werden VLuL auf der Passivseite unter den kurzfristigen Verbindlichkeiten ausgewiesen. Es ist wichtig, VLuL von Rückstellungen zu unterscheiden: Während bei VLuL Betrag und Fälligkeit feststehen, sind diese bei Rückstellungen ungewiss.
Inhaltsverzeichnis
- Verbindlichkeiten: Definition
- Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen (VLuL)
- Langfristige Verbindlichkeiten
- Skonto und Verbindlichkeiten
- Rückstellungen
- Fazit
Verbindlichkeiten: Definition
Ganz allgemein versteht man unter Verbindlichkeiten ausstehende Leistungen, die der Schuldner gegenüber dem Gläubiger erbringen muss. Dabei können Leistungen Geldbeträge, aber auch Arbeitsaufwand, Lieferungen und vieles mehr sein. Der Begriff selbst kommt aus dem Schuldrecht.
Verbindlichkeiten sind aus Sicht des Unternehmers immer Leistungen, die der Betrieb gegenüber Dritten erbringen muss. Das eigene Unternehmen steht in der Schuld eines anderen. Wichtig zum Verständnis ist der zeitliche Aspekt: Die aktuelle Verbindlichkeit entsteht durch ein Ereignis in der Vergangenheit. In der Zukunft wird ein Leistungsabfluss erwartet. Das Konzept der Verbindlichkeit ist auch international Usus: In den International Accounting Standards werden sie als liabilities übersetzt.
Das Gegenteil von Verbindlichkeiten in der Buchhaltung sind Forderungen: unter diesem Posten finden sich Leistungen, die andere schulden. In der Buchführung stehen sich beide gegenüber: Verbindlichkeiten sind auf der Passivseite, Forderungen auf der Aktivseite der Bilanz zu finden. Zum Bilanzstichtag ist so ersichtlich, welche kurzfristig erwarteten Zahlungsflüsse noch ausstehen.
VLuL: Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen
Es gibt mehrere Arten von Verbindlichkeiten, die in der doppelten Buchführung als einzelner Posten zusammengefasst werden. Darunter fallen auch die so genannten Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, also jenen gegenüber Kunden und Lieferanten. Oft wird dieser Posten im Rechnungswesen auch als Verbindlichkeiten LuL, VLuL oder VLL abgekürzt.
Aus welchen typischen Ereignissen folgen VLuL?
VLL entstehen aus Zielkäufen. Das bedeutet, dass Ihr Unternehmen eine Leistung mit der Absicht in Auftrag gibt oder bestellt, sie nach einer Zahlungsfrist am Zieltag zu begleichen. Man spricht deshalb auch von kurzfristigen Verbindlichkeiten. Typische Zielkäufe sind:
- Dienstleistungen (externe Buchhaltung, Büroreinigung, IT-Support)
- Rohstofflieferungen (Sand, Kupfer, Rohöl)
- Produktlieferungen (Getränke, Ersatzteile)
- Reparaturen (Malerarbeiten, Wartung der Maschinen)
Verbindlichkeiten buchen
Verbindlichkeiten werden mit dem Bruttobetrag, also inklusive der 19 Prozent Umsatzsteuer gebucht. Durch die Kalkulation mit der Vorsteuer wird die Liquidität des Unternehmens gewährleistet. In der Bilanz werden sie nach Fristigkeit sortiert: Die kürzeste Frist steht am weitesten oben. Aus diesem Grund sind die VLuL in der Regel als erstes aufgelistet. Die Buchungssätze sind typischer Bestandteil der Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung.
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Beispiele: Wie entsteht eine Verbindlichkeit aus Lieferungen und Leistungen?
Beispiel 1
Sie beauftragen am 1. April eine Lackiererei, um Ihren gewerblichen Fuhrpark von sechs PKW neu lackieren zu lassen. Die Lackiererei führt den Auftrag aus und stellt am 15. April eine Rechnung von 10.856 Euro aus. Das Zahlungsziel ist allerdings erst am 29. April. Im Zeitraum zwischen Rechnungsstellung und Rechnungsbegleichung entsteht eine Verbindlichkeit gegenüber der Lackiererei. Ihr Unternehmen ist der Schuldner, die Lackiererei ist der Gläubiger.
Betrachtet man das Beispiel aus der Perspektive des Lackierers, besteht ebenfalls eine Verbindlichkeit. Nach Auftragseingang am 1. April besteht eine Verbindlichkeit gegenüber Ihnen – dem Kunden. Am 15. April ist die Leistung vollbracht, alle Autos sind fertig lackiert und abholbereit. Mit dem Ausstellen und Versenden der Rechnung verwandelt sich die Verbindlichkeit in eine Forderung aus Lieferungen und Leistungen für die Lackierarbeiten. Die ausstehende Zahlung taucht in der Bilanz der Lackiererei nun als Forderung auf, bis sie beglichen wird.
Beispiel aus der Bilanz: Verbindlichkeiten LuL
Langfristige Verbindlichkeiten
Neben den VLuL mit einer kurzen Frist (in der Regel mit einer Zahlungsfrist von 14 Tagen oder weniger), gibt es noch langfristige Verbindlichkeiten. Der Zahlungsbetrag und das Zahlungsziel sind definiert, aber der Zeitpunkt liegt mehr als vier Jahre in der Zukunft.
Beispiele für langfristige Verbindlichkeiten
Skonto und Verbindlichkeiten
Oft werden Verbindlichkeiten mit der Option eines Skontos verbunden. Skonto (Mehrzahl: Skonti) bedeutet nichts anderes als ein bedingter Preisnachlass auf einen Rechnungsbetrag. Wird eine Rechnung vor einem angegebenen Stichtag beglichen, wird der Rechnungsbetrag um einen festgelegten Prozentsatz reduziert. Entscheidet sich der Schuldner, auf den Skonto zu verzichten, verfällt der Rabatt. Ein Skonto ist also ein Anreiz, eine Verbindlichkeit möglichst schnell zu begleichen. Mehr zu Skonti lesen.
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Langfristige Verbindlichkeiten und Rückstellungen
Die Bilanzposten Verbindlichkeiten und Rückstellungen werden häufig verwechselt. Auch Rückstellungen sind erwartete Leistungsabflüsse in der Zukunft. Es gibt diese entscheidenden Unterschiede:
- Bei Rückstellungen ist der genaue Zeitpunkt des Leistungsabflusses oftmals unbekannt.
- Bei Rückstellungen ist die genaue Höhe des Leistungsabflusses unbekannt.
- Bei Verbindlichkeiten sind beide Metriken bekannt.
Manchmal werden Rückstellungen deshalb als ungewisse Verbindlichkeiten bezeichnet. Beispiele für eine Rückstellung sind Pensionszahlungen: Das Unternehmen erwartet die Zahlung von Pensionsleistungen in der Zukunft. In welcher Höhe oder wann genau diese genau diese fällig werden, ist zum Zeitpunkt der Buchung noch unbekannt. Lesen Sie mehr zu Rücklagen und Rückstellungen im firma.de-Ratgeber.
Fazit
Eine präzise Erfassung der Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen ist essenziell für die Genauigkeit der Finanzbuchhaltung und die Sicherstellung der Liquiditätsplanung. Durch die korrekte Buchung und Überwachung der VLuL behalten Unternehmen den Überblick über ihre finanziellen Verpflichtungen und können so finanzielle Engpässe vermeiden.