BWL-Grundlagen für Unternehmer

Sie möchten sich selbständig machen, aber vorher noch ihre BWL-Kenntnisse auffrischen? In diesem Artikel finden Sie kompakt alle relevanten Informationen zu den Grundlagen der Betriebswirtschaft mit besonderem Augenmerk auf dem betriebsinternen und externen Rechnungswesen.

 

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BWL Grundwissen: Was ist BWL eigentlich?

Die Betriebswirtschaftslehre (BWL) befasst sich hauptsächlich mit privatwirtschaftlichen Unternehmen, also allen Rechtsformen vom Einzelunternehmen bis zur AG, und dem Wirtschaften innerhalb dieser. Die Unternehmen stehen als rechtliche Einheit dabei den Betrieben gegenüber, die als räumlich zusammengefasste Einheit gelten. Die BWL beinhaltet nicht nur Aspekte wie Recht, Logistik, Produktion, Personalwirtschaft und Unternehmensbesteuerung, sondern auch Themen wie Marketing, Statistik- und Kennzahlen-Auswertung sowie Buchhaltung und Rechnungswesen. Dieser Artikel befasst sich primär mit dem betrieblichen Rechnungswesen, beleuchtet weiter unten allerdings auch die BWL-Aspekte Marketing und Statistik- und Kennzahlen-Analyse.

Verschiedene Gliederungsmöglichkeiten innerhalb der BWL

Die BWL bietet verschiedene Möglichkeiten der Gliederung von Bedürfnissen und Problembereichen zur besseren Betrachtung einzelner Aspekte. Für Unternehmer besonders relevant sind hier die funktionelle und die genetische Gliederung. Hierbei werden Aspekte der Betriebswirtschaftslehre zum einen nach funktionellen Problembereichen eingeteilt, etwa Rechnungswesen, Finanzierung, Marketing, Führung und Personal; zum anderen nach den unterschiedlichen Phasen der Unternehmensentwicklung: Gründungs- bzw. Errichtungsphase, Umsatzphase und Liquidationsphase.

 

Wobei helfen betriebswirtschaftliche Grundlagen als Unternehmer?

Personen, die sich selbständig machen möchten, sollten zumindest rudimentäre Grundkenntnisse der BWL mitbringen, da alle Aspekte des Unternehmertums, inklusive der Zeit vor der eigentlichen Gründung, ein strukturiertes Vorgehen verlangen. Betriebswirtschaftliche Kenntnisse erleichtern Ihnen die Erstellung des Businessplans inklusive aller Kennzahlen, Prognosen und dem Finanzierungsbedarf, aber auch nach der Gründung sind Ihnen BWL-Grundkenntnisse nur von Vorteil: etwa bei der Erstellung von Eröffnungsbilanz, der Buchführung oder auch dem Controlling. Denn wie viele Mitarbeiter Sie einstellen oder ob Sie Ihren zukünftigen Umsatz realistisch prognostizieren können, hängt von Kennzahlen ab, die Sie mithilfe von BWL-Kenntnissen analysieren und bewerten können. Auch das Marketing ist Teil der Betriebswirtschaftslehre: Mit BWL-Grundkenntnissen können Sie Budget und Rendite Ihrer Werbemaßnahmen kalkulieren. Voraussetzung ist das Verständnis einiger Grundbegriffe der Buchführung.

 

BWL-Basics: Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens

Das betriebliche Rechnungswesen lässt sich in zwei Bereiche teilen: das interne und das externe Rechnungswesen. Während das betriebsinterne Rechnungswesen keinen gesetzlichen Vorschriften unterworfen ist und sich mit der Planung, Steuerung und Kontrolle des Unternehmens (also mit der Unternehmensführung) befasst, unterliegt das externe Rechnungswesen Regelungen und Bestimmungen des Handels- und Steuerrechts und bildet die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Umwelt. Viele Begriffe werden im Rechnungswesen abgekürzt. Hier finden Sie eine praktische Liste der häufigsten wirtschaftlichen Abkürzungen.

Die zentralen Fragen, mit denen sich das betriebliche Rechnungswesen befasst, sind: Wie hoch ist das Eigenkapital des Unternehmens? Wurde in der letzten Rechnungsperiode ein Gewinn oder ein Verlust erzielt?

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Das betriebsinterne Rechnungswesen: Kostenrechnung

Oftmals nur als Kostenrechnung abgekürzt, beschäftigt sich das interne Rechnungswesen bzw. die Kosten- und Leistungsrechnung (KLR) mit der betrieblichen Leistungserstellung, also mit der Herstellung und dem Verkauf, allerdings auch im Bereich des Controllings mit der Finanzplanung sowie der Investitionsrechnung. Wie die Bezeichnung „intern” bereits vermuten lässt, sind die Daten des internen Rechnungswesens nicht für die Öffentlichkeit bestimmt und dienen lediglich der betriebsinternen Kontrolle, Entscheidungsfindung und Planung zur Analyse der Wirtschaftlichkeit. Die Adressaten des betriebsinternen Rechnungswesens sind Gesellschafter bzw. Aktionäre und das Management.

Mithilfe der Kostenrechnung können Sie ermitteln, welche Produkte und/oder Services sich für das Unternehmen rentabel sind und welche nicht.

Aufgaben der Kostenrechnung sind unter anderem:

  • Ermittlung der Herstellungskosten
  • Kalkulation des Produktpreises
  • Budgetplanung
  • Kostenkontrolle
  • Erfolgskontrolle

Im Gegensatz zum externen Rechnungswesen beruht das interne Rechnungswesen nicht auf einer gesetzlichen Grundlage, was es für Jungunternehmer schwierig gestalten kann, sich zu orientieren und einen Einstieg zu finden.

Variable Kosten im internen Rechnungswesen

Ein wichtiger Aspekt der Kostenrechnung sind die variablen Kosten. Variable Kosten bezeichnen den Teil der Produktion, der veränderlich und abhängig von weiteren Faktoren ist. Variable Kosten können zum Beispiel Fremdleistungen, Rohstoffe oder Logistikkosten sein. Lesen Sie mehr zu variablen Kosten und ihrer Berechnung in diesem Artikel.

Internes Rechnungswesen: Die Deckungsbeitragsrechnung

Der Deckungsbeitrag, oft auch als Gewinnspanne oder Marge bezeichnet, ist der Betrag, den ein Produkt nach Abzug der variablen Kosten zur Deckung der Fixkosten beiträgt. Im Normalfall bringt ein Produkt mehr ein, als es in der Herstellung kostet.

Vereinfacht dargestellt sieht die Deckungsbeitragsrechnung wie folgt aus:

Umsatzerlöse – variable Kosten = Deckungsbeitrag

Weitere Informationen und Beispielrechnungen zur Deckungsbeitragsrechnung finden Sie im entsprechenden Artikel.

Zuschlagskalkulationen im betriebsinternen Rechnungswesen

Mithilfe der Zuschlagskalkulation können Sie Ihre Produktpreise ermitteln: Die Berechnung dient der Ermittlung der Herstellungs- und Fertigungskosten eines Produkts. So können Sie entsprechende Zuschlagsätze verwenden, die jeweils von Art und Herstellungskosten des Produktes sowie von der Größe des Unternehmens abhängen. Vergleichen Sie hierzu die Größenklassen nach HGB.

 

Das externe Rechnungswesen

Mit dem externen Rechnungswesen können Unternehmen Vorgänge und finanzielle Beziehungen nach außen kommunizieren – unter Beachtung der gesetzlichen Vorschriften nach HGB (Handelsgesetzbuch) und dem Steuerrecht.

Doppelte und einfache Buchführung im externen Rechnungswesen

Zu den Teilbereichen des externen Rechnungswesens zählen die doppelte oder einfache Buchhaltung. Auf der doppelten oder kaufmännischen Buchführung basiert die Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie die Bilanzierung. Dem gegenüber steht die einfache Buchführung: Sie resultiert in der vereinfachten Einnahmenüberschussrechnung. Grundsätzlich dienen beide Formen der Buchführung der monatlichen Erfassung aller Bestände und aller Bewegungen von Vermögen und Schulden und bilden das Betriebsergebnis oder EBIT ab.

Buchführungspflicht

Die Buchführung, egal ob einfach oder doppelt, erfasst das finanzielle Geschehen des Unternehmens im Zeitablauf und ist immer periodenbezogen – das heißt, sie muss monatlich erstellt werden. Mit ihr werden alle Vermögens- und Kapitalbestände übersichtlich erfasst und der Gewinn lässt sich durch einen Reinvermögensvergleich leicht feststellen. Das Ziel der Buchführung ist einfach: Auf diese Weise ist es Dritten möglich, eine (vergangenheitsbezogene) Auskunft über die Unternehmenslage einzuholen. Dies ist besonders relevant für die Rechenschaftslegung und den Gläubigerschutz. Weiterhin dient die Buchführung als Grundlage für die Besteuerung und kann als Nachweis genutzt werden – beispielsweise bei einer Betriebsprüfung.

Das gesetzliche Rechnungswesen unterliegt einigen gesetzlichen Bestimmungen und somit gelten auch für die Buchführung Regelungen und Grundsätze: So finden sich im HGB die Grundsätze ordnungsgemäßer Buchhaltung (GoB). Diese besagen, dass die doppelte Buchführung nach festgelegten Standards geführt werden muss. Ziel ist eine klare, vergleichbare und nachvollziehbare Buchhaltung.

Externes Rechnungswesen: Jahresabschluss und EÜR

Am Ende des Geschäftsjahres wird mithilfe der Buchungen eine Einnahmenüberschussrechnung oder ein Jahresabschluss erstellt.  Durch diese Abschlüsse kann gegenüber Dritten die Vermögens- und Ertragslage des Unternehmens dargestellt werden. Adressaten des externen Rechnungswesens sind Gesellschafter bzw. Aktionäre, Gläubiger, Finanzamt und Staat sowie Arbeitnehmer und ggf. der Betriebsrat – aber auch Kreditinstitute, damit neues Fremdkapital akquiriert werden kann.

Während die Buchführung im monatlichen Turnus die Vorgänge innerhalb des Unternehmens betrachtet, widmen sich Jahresabschluss bzw. Einnahmenüberschussrechnung der jährlichen Ansicht zum übersichtlichen Einblick in alle relevanten Kennzahlen wie etwa den Jahresüberschuss. Dies erfüllt vorwiegend eine Steuer- und Ausschüttungsbemessungsfunktion, aber auch alle anderen oben bereits angeführten Adressaten können ihren Nutzen aus Jahresabschluss oder EÜR ziehen.

Während die Einnahmenüberschussrechnung besonders kleinen Unternehmen und Freiberuflern als Berichterstattung zusteht, sind Unternehmen ab einem gewissen Umsatz und in bestimmten Rechtsformen zur Aufstellung eines Jahresabschlusses samt folgender Teile verpflichtet:

  • Bilanz
  • GuV (Gewinn- und Verlustrechnung)
  • ggf. Anhang (nur Kapitalgesellschaften)

Zusätzlich sind Kapitalgesellschaften ab einer gewissen Größe dazu verpflichtet, zusätzlich zum Jahresabschluss einen Lagebericht zu erstellen. Der Lagebericht enthält nicht nur Daten über die derzeitige Situation im Unternehmen, sondern auch Prognosen und Planrechnungen.

Ein Aspekt, der hinsichtlich der Bilanz betrachtet werden muss, ist das Inventar. Ein Inventar kann unabhängig von der Buchhaltung geführt werden und bildet die Basis für die Bilanz. Im Inventar sind die Mengen und Werte aller Vermögensgegenstände des Unternehmens erfasst. Das Inventar wird jährlich im Zuge der Inventur erstellt.

Was die Begriffe Inventar, Inventur und Bilanz im Detail ausmacht, erfahren Sie im Artikel zum Thema.

 

Betriebswirtschaftliche Grundlagen: Marketing

Marketing beschäftigt sich nicht nur mit dem bestmöglichen Absatz von Produkten oder Dienstleistungen, sondern besonders mit der langfristigen Kundenzufriedenheit. Der Marketingprozess wird weiterhin in die Bereiche B2C (business to customer) und B2B (business to business) gegliedert; die beschreibt die Relation zwischen Unternehmen und Empfänger. Das Marketing stellt Theorien auf, wie Waren durch Werbung und andere Mittel (Stichwort Marketing-Mix) bestmöglich an den Kunden gebracht werden.

Aufgaben der BWL im Bereich des Marketings:

  • Begutachtung des Marktumfelds, um Rückschlüsse zu Kundenbedürfnissen zu ziehen
  • Segmentierung des Markts zur Identifizierung von Zielgruppen
  • Analyse des Kaufverhaltens
  • Erfassung der Kundenzufriedenheit

 

Grundlagen der Betriebswirtschaft: Statistik- und Kennzahlen-Auswertung

Ein weiteres Kernelement der BWL ist die Statistik. Hierbei geht es darum, Kennzahlen auszuwerten und zu bearbeiten, um große Mengen an Daten zu deuten und Zusadmmenhänge zu erkennen. In Unternehmen hilft die Statistik, die Preiskalkulation und die Inventur zu vereinfachen und Kosten zu senken. Ein grundlegendes Verständnis hilft Ihnen also dabei, Ihre Zahlen zu optimieren.

Betriebswirtschaftliche Grundlagen: Die Abschreibung

Zu den BWL-Grundlagen gehört ebenfalls die Abschreibung. Abschreibungen dokumentieren die Wertminderung von Wirtschaftsgütern und müssen deshalb in der Buchhaltung erfasst werden. Gründe für die Wertminderung können vielseitig sein: Gebrauch, zeitlich bedingter Verschleiß, Witterung, etc.

Das einfachste Beispiel zum Verständnis ist die lineare Abschreibung: Sie planen nach der Anschaffung eines Anlageguts, wie lange Sie es durchschnittlich verwenden können, bis sich sein Wert auf Null verringert hat. Der Wertverlust verläuft linear, also Jahr um Jahr verliert die Anschaffung gleichmäßig an Wert. Kaufen Sie also einen Laptop für 600 Euro und können diesen schätzungsweise drei Jahre verwenden, bevor sein Wert verfällt und er ersetzt werden muss, schreiben Sie ihn jährlich mit 200 Euro ab.

Break-Even-Point

Um zu errechnen, welcher Verkauf erzielt werden muss, wenden Unternehmer eine sogenannte Gewinnschwellenanalyse vor. Mithilfe des Break-Even-Points lässt sich exakt bestimmen, ab welchem Zeitpunkt ein Unternehmen seine Gesamtkosten (Fixkosten + variable Kosten) gedeckt hat und Gewinn erwirtschaftet.

Return on Investment

Mittels dem Return on Investment oder ROI lässt sich errechnen, wann eine Investition wortwörtlich zum Investor zurückkehrt. Unternehmer können mit dem ROI berechnen, in welcher Beziehung Gewinn und Investition zueinander stehen und so ihre weitere Unternehmenssteuerung planen.

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