Was ist der Deckungsbeitrag? – Eine Definition
Betriebswirtschaftlich gehört die Deckungsbeitragsrechnung zur Kosten- und Leistungsrechnung. im Gegensatz zur Vollkostenrechnung handelt es sich hier um eine Teilkostenrechnung. Mit der Vollkostenrechnung lassen sich auch Kostenarten, Kostenstellen und Kostenträger betrachten – allerdings losgelöst von den Absatzmengen. In der Deckungsbeitragsrechnung werden Kosten ausschließlich im Bezug auf Produkte und Leistungen analysiert.
Der Deckungsbeitrag gibt an, welchen Betrag ein Produkt oder eine Produktgruppe zur Deckung der Strukturkosten beiträgt, nachdem Sie die direkten (variablen) Kosten eines Produkts von seinem Verkaufspreis subtrahiert haben. Der Deckungsbeitrag wird häufig auch als „Marge“ oder „Gewinnmarge“ bezeichnet. Zieht man davon die Fixkosten ab, erhält man das Betriebsergebnis.
Normalerweise sollte ein Produkt mehr einbringen, als die Herstellung kostet. Ist dies nicht der Fall, sollten Sie es aus dem Programm nehmen, den Preis erhöhen oder die Produktionskosten senken.
Die einfachste Formel für die Deckungsbeitragsrechnung lautet:
Umsatzerlöse – variable Kosten = Deckungsbeitrag
Deckungsbeitragsrechnung: Ein Beispiel
Angenommen, Sie schenken in Ihrer Gaststätte Kölsch aus.
Ein Liter Kölsch kostet im Einkauf 1,50 Euro. Mit einem Liter können Sie fünf Kölschgläser à 0,2 Liter füllen. Ein Glas Kölsch kostet demnach 0,30 Euro. Sie verkaufen ein Glas Kölsch in Ihrer Gaststätte für 1,90 Euro, woraus sich ein Deckungsbeitrag von 1,60 Euro pro verkauftes Kölsch ergibt.
Darüber hinaus fallen andere Kosten an wie Lokalmiete, Strom oder Mitarbeiterlöhne.
Wie viele Gläser Kölsch müssen Sie verkaufen, damit sich Ihr Betrieb insgesamt lohnt und Sie am Ende des Tages einen Unternehmerlohn erwirtschaften?
Kosten analysieren und beherrschen
Variable Kosten sind Stückkosten
Variable Kosten ändern sich in Abhängigkeit von den hergestellten Produkten oder Leistungen. Sie sind diesen eindeutig zuzuordnen, wie zum Beispiel der Einkaufspreis von 0,30 Euro für eine Stange Kölsch. Oder der Stundenlohn eines Mitarbeiters, den Sie zu einem höheren Stundensatz beim Kunden einsetzen. Oder die Material- und Herstellungskosten eines Produkts.
Variable Kosten werden auch als Einzelkosten oder Stückkosten bezeichnet. Allerdings können Sie die variablen Kosten nicht nur in Bezug auf eine einzelne Leistung oder ein einzelnes Produkt betrachten, sondern auch für eine Produktgruppe oder einen Bereich.
Fixkosten sind Strukturkosten
Fixkosten oder feste Kosten sind dagegen immer gleich, unabhängig von den hergestellten Produkten. Typische Beispiele sind die Gehälter für Innendienst, Sekretariat und Rechnungswesen, die Miete für Geschäftsräume, Energie- und Heizkosten oder das Honorar des Steuerberaters. Für die Festsetzung des Barverkaufspreises eines Produktes werden die Gemeinkosten mittels der sogenannten Zuschlagskalkulation berechnet und bei der Preisermittlung mit eingerechnet.
Stufen der Deckungsbeitragsrechnung: Formel richtig anwenden
Die oben genannte Deckungsbeitrag-Formel liefert Ihnen die einfachste Art von Deckungsbeitrag, nämlich den Stückdeckungsbeitrag. Dieser ergibt sich aus dem Verkaufserlös abzüglich variabler Stückkosten (Aus dem Beispiel: 1,60 Euro pro Kölsch).
Dieser Wert ist für sich genommen nicht sehr aussagekräftig, weil er wenig über die tatsächliche Rentabilität Ihres Betriebs und Ihrer Produkte verrät.
Deckungsbeitrag I und II und Betriebsgewinn
Der Deckungsbeitrag I (DB I) ist der einfache Deckungsbeitrag, also Erlöse minus variable Kosten. Er gibt an, wie viel ein Produkt zur Deckung der Strukturkosten beiträgt.
Formel: Umsatzerlöse – variable Kosten der Erzeugnisse = Deckungsbeitrag I
Den Deckungsbeitrag II (DB II) berechnen Sie, indem Sie vom DB I die produktfixen Kosten subtrahieren, zum Beispiel die Kosten der Kaffeemaschine vom Produkt Kaffee.
Formel: Deckungsbeitrag I – produktfixe Kosten = Deckungsbeitrag II
Wenn Sie vom DB I nicht nur die produktfixen Kosten sondern sämtliche Fixkosten subtrahieren (oder vom DB II die unternehmensfixen Kosten), erhalten Sie als Ergebnis Ihren Betriebsgewinn.
Formel: Deckungsbeitrag I – sämtliche Fixkosten = Betriebsgewinn
Einstufige Deckungsbeitragsrechnung
Die einstufige oder einfache Deckungsbeitragsrechnung beruht auf folgender Formel:
Umsatzerlöse – variable Kosten der Erzeugnisse = Deckungsbeitrag I
Beachten Sie, dass hier die Umsatzerlöse und Kosten insgesamt und nicht pro Stück betrachtet werden!
Ebenso können Sie Deckungsbeiträge für unterschiedliche Produktgruppen (Speisen und Getränke), unterschiedliche Produktarten (Bier, Softgetränke, Heißgetränke) und Produkte (Pils, Kölsch, Mineralwasser, Kaffee) berechnen.
Moderne Unternehmenssoftware und Registrierkassen geben Ihnen die Möglichkeit, Deckungsbeiträge sehr detailliert zu betrachten. Sie ermitteln damit, mit welchen Produkten Sie gut wirtschaften und welche sich weniger rentieren.
Aus strategischen Gründen kann es manchmal sinnvoll sein, Produkte anzubieten, die keinen hohen Deckungsbeitrag einbringen Verlustbringer belasten jedoch auf Dauer Ihre Rentabilität und Liquidität und sollten daher aus dem Programm genommen werden.
Mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung
Bei der mehrstufigen Deckungsbeitragsrechnung subtrahieren Sie nicht alle Fixkosten in einer Summe von Ihren Erlösen, sondern unterteilen die Fixkosten weiter nach dem Verursacherprinzip.
- Den Anschaffungspreis für Ihre Kölschgläser können Sie beispielsweise direkt dem Produkt „Kölsch“ zurechnen. Es handelt sich daher um Produktfixkosten.
- Das Gehalt der Thekenkraft können Sie der Produktgruppe der Getränke zurechnen und das Gehalt des Kochs der Produktgruppe der Speisen. Diese sind somit Produktgruppenfixkosten.
- Die Gehälter Ihrer Kellner sind hingegen nicht weiter zuzuordnen – sie zählen zu den Unternehmensfixkosten.
Indem Sie Ihre Kosten möglichst genau differenzieren und auf die Erlöse Ihrer Produkte umlegen, gewinnen Sie wertvolle Informationen für Ihr Kostencontrolling und Ihre Unternehmenssteuerung.
Controlling mit Deckungsbeiträgen
Die Deckungsbeitragsrechnung hilft Ihnen dabei, zu verstehen, welche Preise, Absatzmengen und Kapazitäten für Ihr Unternehmen ideal sind. Das Controlling ist ein wichtiger Bestandteil der Unternehmensführung. Es hilft Ihnen dabei, Geschäftsprozesse aufeinander abzustimmen und Ihr Budget richtig zu planen.
Deckungsbeitrag und Mengen
Als Grundlage soll hier das obige Beispiel dienen. Mit dem Kölsch, das Sie in Ihrer Gaststätte verkaufen, würden Sie bei einem Verkaufspreis von 1,90 Euro einen enormen Deckungsbeitrag von 1,60 Euro pro Kölsch erzielen. Sie haben jedoch nur wenig Kundschaft, während die Gaststätte nebenan floriert. Dieser Umstand lässt sich möglicherweise damit erklären, dass der andere Wirt nur 1,50 Euro pro Kölsch verlangt.
Trotz eines niedrigeren DB I könnte der Wirt von nebenan mehr als Sie verdienen, weil er das Zehnfache an Getränken verkauft. Wenn Sie am Abend 20 Kölsch ausschenken, verkauft er vermutlich 200.
Hinzu kommen noch die monatlichen Fixkosten. Sie zahlen monatlich 2.000 Euro Miete, 900 Euro Gehalt und 700 Euro sonstige Kosten. Das macht 1.800 Euro pro Monat oder 120 Euro pro Tag.
Das Verhältnis zwischen Menge und Preis schlägt sich wie folgt auf die Rentabilität der beiden Unternehmen nieder (der Einfachheit halber werden für beide Gaststätten die gleichen Fixkosten und einen Betrachtungszeitraum von einem Tag festgelegt):
Position | Ihre Gaststätte | Der Nachbar |
Preis pro Stück in EUR | 1,90 | 1,50 |
– variable Kosten in EUR | 0,30 | 0,30 |
* Menge | 20 | 200 |
= DB I in EUR | 32,00 | 240,00 |
– Fixkosten in EUR | 120,00 | 120,00 |
Betriebsergebnis in EUR | –88,00 | 120,00 |
Diese einfache Rechnung verdeutlicht, wie wichtig es ist, Absatzmengenziele festzulegen und genau zu kontrollieren.
Absatz und Break-Even-Point
Der Deckungsbeitrag hilft zu analysieren, welche Absatzmenge Sie benötigen, um Ihre Kosten zu decken. Diese Schwelle wird auch Gewinnschwelle oder Break-Even-Point genannt.
Im obigen Beispiel reichen Ihrem Nachbarn 100 verkaufte Gläser Kölsch, um die Gewinnschwelle zu erreichen. Sie selbst müssten dafür nur 95 Kölsch verkaufen, weil Ihr Stückdeckungsbeitrag etwas höher ist.
Wie Sie sehen, lohnt es sich, für bestimmte Produkte und Produktgruppen Simulationen zu berechnen, um ein Gefühl für Preisgestaltung und die richtige Absatzmenge zu bekommen.
Deckungsbeitrag zu niedrig – Was tun?
Wenn Sie Ihre Mengenziele verfehlen, sollten Sie entsprechend gegensteuern. Sie könnten mehr Werbung machen, die Attraktivität Ihres Produktes steigern (zum Beispiel ein schöneres Ambiente in Ihrem Gasthaus schaffen), andere, rentablere Produkte anbieten oder den Preis senken.
Das Geld, das Sie in Werbung oder die Verschönerung Ihrer Geschäftsräume stecken, zählt ebenfalls zu den Fixkosten, die Sie durch einen – hoffentlich – besseren Absatz aber schnell wieder erwirtschaftet haben sollten.
Vorsicht, wenn sich nicht der erwartete Effekt einstellt: Selbst wenn Sie den Preis pro Kölschstange auf 1,40 Euro senken, ist damit nicht gesagt, dass die Gäste Ihrem Nachbarn untreu werden. Außerdem könnte dieser dann auf die Idee kommen, die Preise in seiner Gaststätte ebenfalls weiter zu senken.
Die Preisuntergrenze sollte höher als die variablen und fixen Produktstückkosten sein, damit die Herstellungskosten abgedeckt sind und Sie Gewinn erwirtschaften. Aus marktstrategischen Überlegungen führen die meisten Unternehmen nicht nur hochrentable Produkte, sondern auch einige mit niedrigeren Preisen.
Produkte mit hohem Deckungsbeitrag entwickeln
Manchmal reicht es jedoch nicht aus, lediglich die Preise eines Produkts zu senken, um mit dem Unternehmen konkurrenzfähig zu bleiben. Statt das Bier in Ihrer Gaststätte nur billiger zu verkaufen, könnten Sie ein neues Produkt einführen: Zum Beispiel vegane Cocktails!
Wenn Kapazitäten fehlen
Es kann allerdings auch vorkommen, dass Sie kein Problem mit der Absatzmenge haben, sondern eher mit Kapazitätsengpässen kämpfen.
Herrscht beispielsweise aktuell Hochkonjunktur in einer bestimmten Branche, kann es passieren, dass zu wenig Fachkräfte für die Auftragsmenge vorhanden sind. Tritt der Fall ein, dass Sie mehr Aufträge haben, als Sie gleichzeitig bewältigen können, stellt sich die Frage: Welche Aufträge sollten Sie annehmen, welche ablehnen?
Bei dieser Entscheidung hilft Ihnen die Deckungsbeitragsrechnung weiter. Stellen Sie die Berechnungen für beide Aufträge einander gegenüber, um herauszufinden, welcher für Ihr Geschäft rentabler ist.
Angenommen, Sie sind Tischler und produzieren Tische und Stühle. Ein Kunde verlangt die Lieferung von fünf Stühlen und ein anderer möchte drei Tische.
Position | Tische | Stühle |
Preis pro Stück in EUR | 400,00 | 250,00 |
– variable Kosten in EUR | 75,00 | 35,00 |
* Menge | 3 | 5 |
= relativer DB in EUR | 975,00 | 1.075,00 |
Der lukrativere Auftrag ist die Herstellung der Stühle. Der in dieser Simulationsrechnung ermittelte Deckungsbeitrag wird auch als „relativer Deckungsbeitrag“ bezeichnet.
Liegen noch mehr Aufträge für denselben Zeitraum vor, können Sie die Tabelle beliebig verlängern und eine Rangfolge der Aufträge erstellen. Beachten Sie aber, dass in diesem Beispiel wichtige andere Aspekte nicht berücksichtigt wurden. Bei der Auftragsannahme sollten Sie immer auch einige Fragen berücksichtigen wie etwa die Fragen, ob es sich um Stamm- oder Laufkundschaft handelt oder um Kunden mit guter oder schlechter Zahlungsmoral. In jedem Fall sollten Sie finanzielle Rücklagen bilden, damit Sie selbst in keinen Liquiditätsengpass geraten, sollten Ihre Kunden nicht pünktlich zahlen.
Preisfindung mit Deckungsbeitragsrechnung
Angenommen, Sie sind der Tischler aus dem obigen Beispiel und haben es mit einem schwierigen Wettbewerbsumfeld zu tun.
Nebenan ist ein Student mit handwerklicher Begabung eingezogen und bietet selbst gefertigte Stühle viel billiger an als Sie. Er verwendet günstigeres Holz und hat kaum Fixkosten.
Stühle | Tischler | Laie |
Preis pro Stück in EUR | 250,00 | 150,00 |
– variable Kosten in EUR | 50,00 | 30,00 |
* Menge | 5 | 5 |
= relativer DB in EUR | 1.000,00 | 600,00 |
– Fixkosten in EUR | 500,00 | 100,00 |
Betriebsgewinn | 500,00 | 500,00 |
Um konkurrenzfähig zu bleiben, müssten Sie Ihre Stühle 20 Prozent billiger anbieten. Die Preissenkung würde sich jedoch negativ auf den Umsatz Ihres Unternehmens auswirken:
20 Prozent von 250 Euro (der Preis eines Stuhls) sind 50 Euro. Der Preis multipliziert mit fünf Stühlen macht 250 Euro, die Hälfte Ihres Gewinns. Teilen Sie diese Summe nun durch die 20 Prozent Preisnachlass verlieren Sie 50 % Ihres Unternehmerlohns. Sie müssten den Umsatz um 100 Prozent steigern, um diese 20 Prozent Rabatt zu kompensieren. Bevor Sie diesen Weg wählen, sollten Sie sich fragen, ob sich der Preisnachlass für Ihr Unternehmen lohnt. Denn nicht zu Unrecht heißen Rabatte in der Gewinn- und Verlustrechnung auch „Erlösschmälerungen“.
Tipps:
- Schon ein kleiner Rabatt kann durch massive Mengensteigerung kompensiert werden.
- Jeder Rabatt geht als Erstes zu Lasten Ihres Unternehmerlohns!
Fazit – Unternehmenssteuerung durch Deckungsbeitragsrechnung
Die Deckungsbeitragsrechnung ist ein wichtiges Instrument der Unternehmenssteuerung. Ein Deckungsbeitrag verrät Ihnen, ob ein Produkt seine Herstellungskosten ausgleicht und wieviel es zur Deckung der Fixkosten und idealerweise zum Betriebsgewinn beiträgt.
Aus verschiedenen Arten von Deckungsbeiträgen lässt sich folgendes ablesen:
- Welche Produkte lohnen sich und welche sollten Sie aus dem Sortiment nehmen?
- Wo liegt die Preisuntergrenze für ein Produkt oder eine Produktgruppe?
- Welchen Absatz benötigen Sie, um mit einem Produkt oder Service Gewinn zu erzielen? Diese Absatzmenge sollten Sie planen und regelmäßig kontrollieren.
- Wo liegt Ihr Break-Even-Point?
- Welchen von zwei Aufträgen sollten Sie annehmen und welchen ablehnen?
Wenn es um die Preisfindung für neue Produkte geht, können Sie in Simulationsrechnungen ermitteln, welche Relation von Preis und Absatzmenge unter realistischen Bedingungen anzustreben ist. Wenn Sie höhere Mengen absetzen, sinkt der produktbezogene Fixkostenanteil und der Gesamtdeckungsbeitrag steigt entsprechend.
Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung ist darüber hinaus ein Instrument, um Ihre Kosten genauer zu analysieren, weil sie zwischen den direkt zuordnungsfähigen variablen Kosten und verschiedenen Arten von Strukturkosten differenziert.