Liquide Mittel: Definition
Als liquide Mittel (auch flüssige Mittel genannt) wird unternehmenseigenes Vermögen bezeichnet, das dem Betrieb kurzfristig und uneingeschränkt zur Verfügung steht. Sie dienen als Rettungsschirm für finanzielle Engpässe, die zum Beispiel aufgrund unvorhergesehener Transaktionen oder ausbleibender Zahlungen aufkommen können.
Generell muss ein Teil des Unternehmensvermögens immer in liquider Form zur Verfügung stehen. Somit soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen zu jeder Zeit zahlungsfähig bleibt und laufende Kosten wie Gehälter stets in voller Höhe und pünktlich bezahlt werden können.
Die zur Verfügung stehenden liquiden Mittel eines Unternehmens errechnen sich aus den Bargeldbeständen und solchen Vermögenswerten, die kurzfristig liquidiert werden können. Jede Auszahlung von liquiden Mitteln, führt natürlich zu einer Minderung der Liquidität der Firma. Da normalerweise jedoch auch regelmäßige Zahlungen eingehen, sollte die Liquidität des Unternehmens immer stabil sein. Problematisch wird es erst, wenn die liquiden Mittel dauerhaft niedrig bleiben oder sogar vollständig aufgebraucht sind. Tritt letzterer Fall ein, droht einem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit und infolgedessen die Insolvenz.
Was gehört zu den liquiden Mittel im Detail?
Gemäß § 266 Abs. 2 B. III. und IV. HGB zählen zu den liquiden Mitteln insbesondere folgende Vermögenswerte:
- Kassenbestände
- Bankguthaben
- Schnell veräußerbares Vermögen
- Wertpapiere
- Anlagevermögen
- Waren- bzw. Lagerbestand
- kurzfristige Forderungen
Am schnellsten verfügbar sind die vorhandenen Bargeldbestände sowie die sogenannten Sichteinlagen bei den Banken. In der Regel haben aber nur bestimmte Unternehmen wie beispielsweise in der Gastronomie oder im Einzelhandel hohe Bargeldbestände in ihren Kassen. Das Anlagevermögen, zu dem unter anderem Warenbestände oder Wertpapiere des Unternehmens zählen, ist zwar aufwendiger zu liquidieren, aber es steht dem Unternehmen generell ebenfalls kurzfristig zur Verfügung.
Rangfolge liquidierbarer Vermögenswerte
Hinsichtlich ihrer Umwandlungsfähigkeit in Bargeld lassen sich liquide Mittel in eine Rangfolge einordnen. In der ersten Ordnung sind hier diejenigen Vermögenswerte untergebracht, die einem Unternehmen am schnellsten zur Verfügung stehen beziehungsweise am einfachsten zu liquidieren sind:
- Ordnung: am schnellsten liquidierbare Vermögenswerte
- Vorhandene Bargeldbestände
- Kassenbestände
- Bankguthaben
- …
- Ordnung: Vermögenswerte, die sich schnell in Bargeld umwandeln lassen
- Schecks
- Wertpapiere
- Forderungen aus Lieferungen und Leistungen
- …
- Ordnung: Vermögensgegenstände, deren Liquidierung relativ aufwendig ist
- Warenbestände
- Rohstoffe
- Hilfsstoffe
- Betriebsstoffe
- …
Wie viele liquide Mittel braucht ein Unternehmen?
Es sollten immer ausreichend hohe Liquiditätsreserven im Unternehmen vorhanden sein. Tatsächlich ließe sich daraus sogar schlussfolgern, dass Unternehmen möglichst hohe Liquiditätsreserven als Sicherheitspolster anhäufen sollten. Dies ist jedoch ein Trugschluss, denn ein zu hoher Anteil an liquiden Mitteln ist für das Unternehmen eher kontraproduktiv: In diesem Fall liegen große Kapitalreserven ungenutzt auf der Bank oder in diversen Fonds und erwirtschaften dabei kaum Zinsen. Das Ziel lautet daher, so viele Liquiditätsreserven anzusammeln wie notwendig, aber diese zugleich so gering wie möglich zu halten. Wie groß dieser Betrag sein sollte, hängt individuell von unter anderem vom wirtschaftlichen Risiko Ihres Unternehmens ab. Eine weitere wichtige Kennzahl für die finanzielle Sicherheit eines Unternehmens ist die Eigenkapitalquote.
Welche Rolle spielen liquide Mittel in der Bilanz?
Liquide Mittel zählen zum Umlaufvermögen und sind fester Bestandteil der Bilanz. Somit werden sie auf der Aktivseite ausgewiesen. Die unterschiedlichen liquiden Vermögenswerte werden nicht einzeln aufgelistet, sondern zu einem Posten zusammengefasst. Wie hoch der Wert aller sich im Unternehmen befindlichen liquiden Mittel zum Zeitpunkt der Bilanzerstellung ist, wird mit Hilfe der sogenannten Cashflow-Rechnung (auch Kapitalflussrechnung) festgestellt. Der ermittelte Cashflow dient dem Unternehmen und Außenstehenden als wichtiger Indikator, der Auskunft über die Liquiditätssituation zum Stichtag gibt. Hier erhalten Sie weiterführende Informationen zum Anlage- und Umlaufvermögen eines Unternehmens.
Liquiditätsengpässen vorbeugen: Überblick über Liquidität behalten
Eine aus wirtschaftlicher Sicht schlechte Phase kann jedes Unternehmen ereilen, ohne dass es diese selbst zu verschulden hat. Trotzdem gibt es einige grundlegende Wege, mit denen Sie zumindest versuchen können, finanziellen Risiken vorzubeugen.
- Behalten Sie Ihre Finanzen im Blick. Zeichnen Sie alle Zahlungsein- und -ausgänge auf und führen Sie eine Liste über offene und beglichene Rechnungen. Hierfür können Sie zum Beispiel ein klassisches Kassenbuch führen oder auch ein spezielles Buchhaltungsprogramm verwenden.
- Planen Sie Ihre Finanzen vorausschauend. Welche Ausgaben stehen in den nächsten Tagen, Wochen oder Monaten an? Von welchen Kunden erhalten Sie noch Zahlungen? Können Sie mit Ihren verfügbaren liquiden Mitteln alle anstehenden Ausgaben decken? In mittelgroßen und großen Unternehmen gibt es hierfür in der Regel sogar häufig eine eigene Buchhaltungsabteilung, die Kreditoren- und Debitorenbuchhaltung.
- Bilden Sie ausreichend Liquiditätsreserven. Überprüfen Sie regelmäßig, ob der angestrebte Betrag liquider Mittel noch angemessen ist oder erhöht werden sollte. So bleiben Sie auch in finanziell schwierigen Zeiten zahlungsfähig.
Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann dennoch jederzeit der Fall eines finanziellen Engpasses eintreten. In so einem Fall gewähren viele Banken Unternehmern die Einrichtung eines zeitlich befristeten Kontokorrentkredits zum laufenden Geschäftskonto.